Neue Köpperner Rettungswache ist eine "riesige Verbesserung"
DRK Hochtaunus investierte 2,3 Millionen Euro in die rettungsdienstliche Versorgung Friedrichsdorfs – Einweihung und Geschäftsführerwechsel Axel Bangert wurde am Freitag in großer Runde vom DRK-Kreisverband als Geschäftsführer verabschiedet, gleichzeitig erhielt sein Nachfolger Heiko Selzer Glückwünsche zur neuen Aufgabe auf dem von Bangert übergebenen, „gut gestellten Feld“. So ganz wird Bangert aber nicht ohne das DRK leben können und auch nicht wollen. Der ihm von vielen Seiten gewünschte „wohlverdiente Ruhestand“ dürfte eher zum Unruhestand geraten, bleibt er dem Verband doch als Berater in Bausachen erhalten. Gebaut wird beim DRK Hochtaunus mittelfristig viel. Jüngstes Beispiel dafür ist die neue Friedrichsdorfer Rettungswache, Bangert jüngstes, aber wohl nicht letztes Kind. Beim Sommerfest des Kreisverbandes war es an ihm, Wachleiter Dominik Müller, den symbolischen Schlüssel zum neuen Depot zu überreichen.
Mit 2,3 Millionen Euro ist die neue Rettungswache im Friedrichsdorfer Stadtteil Köppern zwar um etwa 300.000,00 Euro übers geplante Baubudget hinausgeschossen. Das sei vor dem Hintergrund, dass das Depot, in dem zwei Rettungstransportwagen im 24-, bzw. 12-Stundendienst sowie ein Krankentransportwagen der neusten Generation für Einsatzfahrten bereitgehalten werden, aber zu verschmerzen, sagte Axel Bangert am Freitag bei der offiziellen Inbetriebnahme der Rettungswache in der August-Winter-Straße. Bangert, der zuvor mit allen Ehren als Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus verabschiedet und dessen Nachfolger im Amt, Heiko Selzer, begrüßt worden ist, nannte die neue Wache eine „riesige Verbesserung“ für die Sicherheit der Menschen in ganz Friedrichsdorf, wobei das Einsatzgebiet der Ersthelfer bis zur Wehrheimer Waldsiedlung reiche, aber auch den Friedrichsdorfer Streckenabschnitt der A5 umfasse. Die zehnminütige Hilfeleistungsfrist könne nun sehr viel besser eingehalten werden. Mit der neuen Rettungswache, dem ersten von vier neu zu bauenden Standorten, werde zugleich auch die zentrale Bad Homburger Wache am Krankenhaus entlastet. Von dort aus war Friedrichsdorf über Jahre rettungsdienstlich mitversorgt worden.
Bangert, dessen letztes komplett abgeschlossene Projekt die Köpperner Wache ist, bezeichnete den Weg von der ersten Idee bis zur Schlüsselübergabe an Wachleiter Dominik Müller als steinig und lang. Zuletzt sei es aufgrund der in Schieflage geratenen Weltwirtschaft, von der auch die Bauwirtschaft nicht verschont geblieben sei, immer wieder zu Lieferengpässen beim Material gekommen. Die Beschaffung der Wärmepumpe sei dabei ein besonders langes Geduldsspiel gewesen. Eigentlich hätte die Wache bereits im Oktober 2021 fertig sein sollen, dann sei es aber doch Februar 2022 geworden. Das Warten habe sich aber gelohnt, wie die ersten Einsatzmonate bis zum Einweihungsfest gezeigt hätten.
Friedrichsdorfs Bürgermeister Lars Keitel sagte, das DRK sei in der Stadt schon immer spürbar gewesen, jetzt sei es mit der neuen Wache aber auch viel besser sichtbar. In Friedrichsdorf sei über Jahre über das Erfordernis einer leistungsfähigen Wache diskutiert worden und die Entscheidung, dafür im Gewerbegebiet Köppern vorausschauend einen Bauplatz freizuhalten, sei richtig gewesen. Keitel sagte, das DRK plage der Fachkräftemangel ebenso wie das Gewerbe. Was die Stadt tun könne, zu dessen Behebung die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, werde getan. Als Erfolgsgarant für ein funktionierendes System nannte Keitel die enge Verzahnung von hauptamtlichem und ehrenamtlichem Rettungswesen. Deshalb sei es auch nur folgerichtig, wenn auf der zweiten Hälfte des dem DRK zur Verfügung gestellten Grundstücks in absehbarer Zeit mit Unterstützung durch die Stadt Friedrichsdorf auch die Ortsvereinigung Friedrichsdorf ihr künftiges Domizil werde beziehen können.
Kreisbrandinspektor Carsten Lauer, der die Bedeutung der gesetzlichen Hilfeleistungsfristen ebenso betonte wie die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Feuerwehren, Katastrophenschutz und Rettungswesen, lobte das Engagement der Stadt Friedrichsdorf, mit der Bereitstellung dieser strategisch idealen Fläche die Basis gelegt zu haben. Ähnlich äußert sich auch Jürgen Christmann, Vizepräsident des DRK Landesverbandes Hessen. Neue Wachen einweihen und sehen, wie gut Ehrenamt und Hauptamt kooperieren, mache er sehr gerne.
Zuvor war Axel Bangert, der die Geschäftsführung des DRK-Kreisverbandes vor fünf Jahren übernommen hat, offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden, inoffiziell bleibt er dem Kreisverband aber als Berater in Bausachen erhalten. Holger Bellino, Vizepräsident des Kreisverbandes, sagte, das DRK Hochtaunus sei Bangert zu größtem Dank verpflichtet. Er habe sich stets mit seiner ganzen Kraft für das DRK eingesetzt und es auf Kreisebene in hohem Maße weiterentwickelt. Nicht allein beim Bau der neuen Wache und in der vielfältig strukturierten Sozialarbeit habe er Spuren hinterlassen, sondern auch bei der Bewältigung von Mammutaufgaben wie der Pandemie, der Flüchtlingskrise, dem Dauereinsatz im Ahrtal und der Neustrukturierung des Rettungswesens im Hochtaunus. Auch bei den bereits in der Umsetzung befindlichen Planungen des Umzugs des Kreisverbandes ins Bad Homburger Gewerbegebiet sei Bangerts Handschrift unverkennbar. Letztendlich sei es auch Axel Bangert gewesen, der entscheidend dazu beigetragen habe, dass DRK, Feuerwehr und Katastrophenschutz im Hochtaunus auf Augenhöhe zusammenarbeiten können. Man stehe heute nicht mehr in Konkurrenz zueinander, nicht einmal mehr im Wettbewerb, „wir sind ein Team“, sagte Bellino.
DRK-Vizepräsident Markus Franz dankte Bangert ebenfalls für seinen Einsatz. Er sprach von „fünf aufregenden Jahren“, die die allergrößte Wertschätzung Bangert gegenüber erforderten. Er habe viele wichtige Weichen in die richtige Richtung gestellt und dabei auch mutig schwierige Entscheidungen getroffen, wie die Abwicklung des Hochtaunusstifts in Neu-Anspach. Das Präsidium sei absolut sicher, mit Heiko Selzer als neuem Geschäftsführer den Mann gefunden zu haben, der dieses bestens bestellte Feld übernehmen, in die „großen Fußstapfen treten“ und das DRK mit eigenen Ideen fortentwickeln kann, sagte Franz. Selzer, der wie Bangert aus dem Feuerwehr-Ehrenamt komme, brenne nach seinem Eindruck bereits lichterloh für das DRK. Eine besonders drängende Aufgabe warte bereits darauf, von ihm angepackt zu werden. Im hauptamtlichen Rettungsdienst gebe es derzeit 30 offene Stellen, die zur Sicherstellung der rettungsdienstlichen Versorgung der Bevölkerung nach Möglichkeit schnellstens mit qualifizierten Fachkräften besetzt werden sollen. Angesichts der hohen Lebenshaltungskosten im Hochtaunuskreis sei dies keine leichte Aufgabe für Selzer.
Eine freundliche Begrüßung für Selzer kam auch von Friedrichsdorfs Rathauschef Lars Keitel, der gleichzeitig für seine Bürgermeisterkollegen sprach, dem neuen Geschäftsführer ein „herzliches Willkommen in unserer Mitte“ zurief und ihm viele neue Ideen und Impulse wünschte.
Auch Kreisbrandinspektor Carsten Lauer, zugleich Chef des Katastrophenschutzes im Hochtaunus, zeigte sich Bangert gegenüber dankbar für die stets perfekte Zusammenarbeit, die er in gleichem Maße auch mit Heiko Selzer erwarte. Beide kennen und schätzen sich seit Jahren aus der Feuerwehrarbeit, weshalb Lauer auch keinerlei Zweifel daran hegt, dass es mit Selzer genau so weitergeht wie bisher mit Bangert.