Heike Eisele hält Senioren körperlich und geistig in Bewegung „Aktivierenden Hausbesuchsdienst“ des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus
Die Gesellschaft ist einem ständigen Wandel unterworfen, bei dem tradierte, generationsübergreifende Familienstrukturen leider oft auf der Strecke bleiben. Dies trägt dazu bei, dass alte Menschen oftmals unter Einsamkeit leiden. Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Bewegungsmangel sind häufig die Folge. Mit seinem „Aktivierenden Hausbesuchsdienst“ hält der DRK Kreisverband Hochtaunus diese Menschen nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit. Das geht allerdings nur mit entsprechend ausgebildeten und motivierten Übungsleiterinnen, wie Heike Eisele aus Schmitten-Seelenberg.
Seit sieben Jahren lebt Heike Eisele im Schmittener Bergdörfchen Seelenberg als eine von rund 570 Mitbewohnern. Klein, heimelig, sozial stabil – so liebt die ausgebildete Zahnarzthelferin, die auch noch eine gesundheitspädagogische Ausbildung hat, ihre Wahlheimat. Doch so eng die Seelenberger auch zusammenleben, es gibt sie auch in einem so kleinen Dörfchen: Menschen, die von ihrer Familie, von der Gesellschaft alleingelassen sind – der Ehepartner vielleicht verstorben, die Kinder verstreut in alle Himmelsrichtungen, oft beschränken sich die sozialen Kontakte da auf ein paar Anrufe im Jahr zum Geburtstag oder zu Weihnachten. „Ich komm‘ schon zurecht“, fügen sich diese meist schon älteren Menschen in ihre Isolation. Kommen dann noch körperliche Gebrechen dazu, die selbst den Fahrten mit dem Bürgerbus hinunter nach Schmitten unmöglich machen, kommen solche Menschen überhaupt nicht mehr vor die Tür, sind darauf angewiesen, dass ihnen die Nachbarn beim Einkaufen etwas mitbringen. Häufig bleiben morgens die Rollläden geschlossen, ein Alarmzeichen.
Nachdem Heike Eisele so richtig in ihrer neuen Heimat angekommen war und beim Schwatz über Gartenzäune hinweg erste Kontakte geknüpft waren, entdeckte sie auch die andere Seite des Dorflebens. Sie nahm wahr, dass es auch in dieser vermeintlichen Idylle Mitmenschen gibt, die zwar sagen, dass sie „schon alleine zurechtkommen“, denen das aber nicht so recht gelingt. Heike Eisele war bereits an ihrem vorigen Wohnort in Bad Homburg im Aktivierenden Hausbesuchsdienst als Übungsleiterin tätig. Mit dem Umzug nach Seelenberg übernahm sie zwei Klienten im Schmittener AGO-Seniorenheim, nun besucht sie dort nur noch eine ältere Dame. Sie möchte ihren Tätigkeitsfokus aber gerne wohnortnah in Seelenberg ausüben.
Älteren, alleinstehenden und bewegungseingeschränkten Menschen wird mit dem Aktivierenden Hausbesuchsdienst die Möglichkeit gegeben, lange selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben zu können und dabei nicht „einzurosten“. Eisele erkundigte sich etwas genauer und erfuhr, dass der „Aktivierende Hausbesuchsdienst“ ein wichtiger Bestandteil der Wohlfahrts- und Sozialarbeit des DRK ist. „Das Angebot wird derzeit von 20 Klienten im ganzen Hochtaunuskreis in Anspruch genommen, der Bedarf steigt aber“, sagt die für die Sozialarbeit beim Kreisverband verantwortliche Koordinatorin Kathrin Kiefer. Momentan kann sie auf gut eine Handvoll für den Aktivierenden Hausbesuchsdienst ausgebildete ehrenamtliche Übungsleiterinnen in Bad Homburg, Friedrichsdorf, Kronberg, Usingen und, Dank Heike Eisele, auch in Schmitten zurückgreifen. „Wir möchten das Team gerne erweitern, um insbesondere auch Oberursel mit abdecken zu können“, sagt Kiefer.
Der Aktivierende Hausbesuch ist eine Kombination aus 30 Minuten Bewegung und 30 Minuten Gespräch, direkt im häuslichen Umfeld der Klienten. Das Angebot richtet sich an Menschen, die die vertraute Umgebung nicht mehr alleine verlassen können. „Durch die körperliche Aktivierung soll die Kraft in Armen und Beinen der älteren Menschen aufgebaut, die Gleichgewichtsfähigkeit, die Koordination, die geistige Flexibilität und die Beweglichkeit gefördert werden, also die perfekte Rezeptur, um Stürze zu verhindern und, wenn es trotzdem zu einem häuslichen Unfall kommen sollte, Sturzfolgen zu minimieren“, erläutert Kiefer den Ansatz, den Heike Eisele nur bestätigen kann. „Ich glaube aber, dass der Bedarf an dieser Dienstleistung auch hier bei uns in Seelenberg noch größer ist, und würde diese Menschen gerne kennenlernen und damit auch eine Vertrauensbasis herstellen“, sagt sie. Diese ehrenamtliche Arbeit mache ihr großen Spaß, „ich glaube, ich habe irgendwo eine soziale Ader in mir“, sagt sie. Vielleicht habe sie das von ihrer Großmutter geerbt, „die hatte ein kleines Schullandheim, in dem sie im Sommer auch Kindern aus minderbemittelten Familien zu kostenlosen Ferien verholfen hat“, als Kind sei sie oft dabei gewesen und habe die Dankbarkeit dieser Kinder gespürt.
Die zusätzlich zu den Bewegungsübungen geführten Gespräche sind dazu angelegt, die Sprachgewandtheit der Klienten zu erhalten und ihnen geistige Impulse zu geben. Damit verbunden ist darüber hinaus aber auch eine willkommene Abwechslung im Alltag: „Alleinstehende haben meist keinen direkten Ansprechpartner, wodurch die Kommunikation, aber auch die Fähigkeit, zu kommunizieren, leider oft auf der Strecke bleibt. Durch die Gespräche wird also auch die geistige Beweglichkeit gefördert und ganz nebenbei können im Gespräch Erinnerungen gepflegt, der Humor und die Lebensfreude gefördert werden“, Heike Eisele.
Menschen, die eine Pflegestufe haben, können die Inanspruchnahme des Angebotes entsprechend §4 SGB XI über die Pflegekasse abrechnen.
Das DRK sucht weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für den Aktivierenden Hausbesuch. Wer Freude an körperlicher Aktivität, an Gesprächen und am Umgang mit Menschen in höherem Alter hat, bringt schon einmal die besten Startvoraussetzungen für die dafür vom DRK angebotene und auch finanzierte Ausbildung mit. Sie umfasst mindestens 36 Unterrichtseinheiten sowie die Teilnahme an einem Erste Hilfe-Training mit weiteren 8 Unterrichtseinheiten. Erwartet wird die jährliche Teilnahme an einer Fortbildung über 8 Unterrichtseinheiten und mindestens ein Aktivierender Hausbesuch pro Woche, der mit einer Übungsleiterpauschale honoriert wird. Ausbildungsbeginn ist April 2025. Interessenten wenden sich direkt an Kathrin Kiefer, k.kieferdrk-hochtaunus.de oder telefonisch unter 06172-1295-240.