Was ist eine Gemeinschaftsunterkunft?
Die DRK Gemeinschaftsunterkünfte im Hochtaunuskreis
In diesen Einrichtungen wohnen derzeit ca. 750 Bewohner, darunter 75 Kinder, aus folgenden Herkunftsländern: Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Eritrea, Äthiopien, Kongo, Aserbaidschan und Pakistan. Darunter gibt es Sunniten, Schiiten, Katholiken, Orthodoxe und Protestanten. Insgesamt gibt es 10 Familiennachzüge. Derzeit arbeiten 12 Mitarbeiter in den Unterkünften und 30 ehrenamtliche Helfer engagieren sich zusätzlich in den GUs. Der gesetzliche Betreuungsschlüssel von Gemeinschaftsunterkünften liegt bei einem Mitarbeiter auf 150 Bewohner. Für unsere Einrichtungen haben wir uns allerdings eine bessere Betreuungssituation gewünscht und den damit verbundenen Betreuungsschlüssel daher auf maximal 1:100 Bewohner gesenkt.
Leben in einer Gemeinschaftsunterkunft
In den Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber des DRK Hochtaunus leben Menschen mit unterschiedlichsten Geschichten, Hintergründen, Motiven und Antriebsgründen zusammen unter einem Dach. Das gemeinsame Leben auf Zeit in der Unterkunft wird von all diesen verschiedenen Charakteristika geprägt und durch Bewohner sowie Mitarbeiter gestaltet. Dies bringt immer wieder neue Vor- und Nachteile, Aufgaben, Hindernisse und Möglichkeiten mit sich, die es gilt im Alltag gemeinsam zu meistern. In einer GU ist kein Tag wie der andere – Mitarbeiter wie Bewohner erwartet täglich Neues. Die Aufgaben einer Gemeinschaftsunterkunft: Perspektiven, Integration, Lebenshilfe und vieles mehr
Die grundlegende Aufgabe einer Gemeinschaftsunterkunft und deren Mitarbeiter ist die Koordination und Begleitung des Zusammenlebens der Menschen in der Einrichtung. Dabei fallen viele sozioökonomische und verwaltungstechnische Aufgaben an. Dem übergeordnet sind zudem die Ziele der Integration und der langfristigen Perspektiven. Dies bedeutet, dass durch unterschiedliche Maßnahmen wie Deutschkurse, Hilfe bei der Suche von Integrationskursen, Anbindung an hiesige (Sport-)Vereine, Unterstützung bei der Arbeits- und Praktikasuche, Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen etc. langfristige Perspektiven und eine gelungene Integration gefördert werden sollen. Das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ spielt hierbei eine große Rolle – die Bewohner sollen darauf vorbereitet werden, ihr Leben nach der Zeit in der GU selbst gestalten zu können und diesem Leben positiv entgegenzublicken.
Der Alltag in einer Gemeinschaftsunterkunft
Mithilfe wird durch die Bewohner auch bei Renovierungsarbeiten von Zimmern und Gebäuden geleistet. Beispielsweise absolvieren Bewohner der GU in diesem Zeitraum Praktika bei der beauftragten Firma und unterstützen so dabei ihre Unterkunft schön zu halten. In die Gestaltung des Alltags in den GUs sind alle Seiten mit eingebunden: So kann ein dauerhaft harmonisches Miteinander gelingen.
Die GU Oberursel im Überblick
Alles auf Anfang im März 2017 – Neubau auf dem Gelände der alten Containerunterkunft
Im März 2017 wurde der Neubau der GU Oberursel eröffnet. Er ersetzt die alte Containerunterkunft und liegt in unmittelbarer Nähe zur damaligen Notunterkunft des Jahres 2015 in den Turnhallen der umliegenden Schulen. Die Neubauten bestehen aus drei Häusern, welche mit Doppelzimmern, Küchen, Bädern etc. ausgestattet wurden. Günstig gelegen für die Integration der Bewohner, angebunden an Bus und Bahn, nah gelegen zu Schulen und Kindergärten sowie zu Einkaufsmöglichkeiten, bedeutete der Standort der Gemeinschaftsunterkunft von Beginn an einen großen Vorteil. Die Bewohner der GU können so am kulturellen Leben der Stadt Oberursel teilnehmen, aber auch Behördengänge nach Bad Homburg problemlos selbst erledigen. Hilfe in der Not – Aufnahme von Flüchtlingen nach Brandschaden in Bad Homburg
Nachdem das erste Haus der GU Oberursel rasch gefüllt wurde, kam es in Bad Homburg in der GU eines anderen Trägers zu einem Brand. Schnell war klar, dass hier schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden muss. Deswegen wurde eines der Häuser den nun „obdachlosen“ Asylsuchenden der abgebrannten GU und deren Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. Hier arbeiteten und kooperierten nun für 9 Monate mehrere Träger unter einem Dach. Inzwischen konnte die alte Unterkunft wieder hergestellt werden und die DRK GU konnten neue Bewohner einziehen. Resümee nach einem Jahr GU Oberursel
Im ersten Jahr des Bestehens der GU Oberursel wurde ein breites Spektrum von Emotionen durchlebt, sowohl von Bewohnern als auch Mitarbeitern. Viele neue Bewohner konnten aufgenommen werden, Konflikte wurden gelöst, Meetings abgehalten, Ideen gesammelt, Geburten und Feste verschiedener Religionen gefeiert.
Besonders erwähnenswert ist die Entwicklung vieler Bewohner, welche oftmals mit sehr wenigen Deutschkenntnissen in der Einrichtung aufgenommen wurden und die sich inzwischen durch Deutsch- und Integrationskurse sehr gut selbst verständigen können. Die Kommunikation mit Händen und Füßen funktioniert trotzdem weiterhin als bewährtes Mittel der Verständigung, sollten die Worte einmal fehlen. Eine der größten Emotionen, die in der GU immer wieder durchlebt wird, ist sicherlich der Erhalt des Anerkennungsbescheids - ebenso groß ist die Trauer über einen abgelehnten Bescheid. Die Wohnungssuche stellt sich im Rhein-Main-Gebiet derzeit als eine große Herausforderung für Geflüchtete dar – umso erfreulicher ist es, dass trotz dessen immer mehr Bewohner eine eigene Wohnung finden und anfangen können ihr Leben in ihren eigenen vier Wänden zu gestalten.