Tagespflege schließt die Lücke zwischen häuslicher und stationärer Pflege Bürgermeister König informierte sich im KFH über DRK-Angebote
Wenn Senioren eigentlich noch in ihren eigenen vier Wänden leben könnten, aber stationär gepflegt werden müssen, weil Betreuung daheim nicht möglich ist, gerät das Zusammenleben der Generationen aus den Fugen. Eine Alternative ist die Tagespflege. Wie die funktioniert und was sie für die Senioren an Lebensqualität und ihre Angehörigen an Entlastung bringt, davon hat sich jetzt Kronbergs Bürgermeister Christoph König im Kaiserin-Friedrich-Haus überzeugt.
Senioren, vor allem kranke, möglichst lange in ihrem gewohnten Lebensumfeld zu lassen, ist eine wichtige Säule moderner Geriatrie. Voraussetzung dafür ist allerdings kompetente Pflege in den eigenen vier Wänden, am besten durch Familienangehörige. Deren Arbeitsleben setzt dem aber Grenzen, sie stehen nicht rund um die Uhr als Betreuungskräfte zur Verfügung, oft bleibt da nur der Weg in die stationäre Pflege. Eine zumindest über einen längeren Zeitraum gute Alternative ist die Tagespflege. Die Pflegebedürftigen werden meist morgens abgeholt und nachmittags nach Hause zurückgebracht. In der Tagespflege bekommen sie Frühstück, Mittagessen und Nachmittagskaffee sowie die Pflege, die sie gemäß ihres Pflegegrades brauchen. Ferner macht die Einrichtung Beschäftigungsangebote wie Basteln, Spaziergänge oder Gedächtnistraining. Im Kaiserin-Friedrich-Haus, dem Alten- und Pflegeheim des Deutschen Roten Kreuzes in Kronberg (KFH), ist diese Form der teilstationären Altenpflege seit Jahren ein Erfolgsmodell. Bürgermeister Christoph König hat der Einrichtung sowie der angegliederten Kindertagesstätte „Victoria“ jetzt einen Informationsbesuch abgestattet, er wollte zum einen das neue Leitungsteam kennenlernen, sich aber auch einen Eindruck von der Tagespflege verschaffen. „Der Bedarf an Tagespflege ist da und im sozialen Gefüge der Stadt, aber auch bei der Erfüllung des Generationenvertrags ein immer wichtiger werdender Teil der Altenpflege“, sagte König. Tagespflege entlaste die Angehörigen, damit sie arbeiten gehen oder Dinge wie Einkäufe, Arztbesuche oder Treffen mit Freunden erledigen können. „Dieses Modell schließt eine wichtige Lücke zwischen ambulanter und stationärer Pflege“, stellte König im Gespräch mit Sebastian Fischer fest. Fischer ist seit Oktober Geschäftsführer des KFH und zugleich stellvertretender Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. Erfreut über das Interesse des Bürgermeisters an der Alten- und Pflegeinrichtung, aber auch an der benachbarten Kindertagesstätte, erläuterte Fischer die Entwicklung der einstmals von der Witwe des 99-Tage-Kaisers Friedrich III gegründeten Einrichtung vom Hospital zur modernen Alten- und Pflegeeinrichtung. Tagespflege, für die sich auch Synergien mit der stationären Pflege ergeben, gehöre längst zum Leistungsangebot, so Fischer. Fischer warb für die Idee der Tagespflege als einer besonderen Art der Pflege, die auch für Fachkräfte interessant sei, keinen Schichtdienst bedeute und gegenüber der stationären Pflege körperlich weniger anstrengend sei. Dem Fachkräftemangel in der Pflege könne so ein Stück entgegengewirkt werden, da die Fachkräfte eben noch im Beruf bleiben, selbst wenn die körperlich stellenweise sehr belastende Tätigkeit in ambulanter und stationärer Pflege nicht mehr ausgeübt werden kann. „Die Tagespflege stellt in der Pflege sowohl für Klienten als auch für Fachkräfte eine attraktive, oft noch recht unbekannte Nische dar“, sagte Fischer. Generell sei im Kampf gegen den Fachkräftemangel ein Umdenken an mehreren Stellen notwendig. „Die Ausstattung von Pflegehelfer*innen mit mehr Kompetenz und Befugnissen oder die Umsetzung des Tariftreuegesetztes in der Pflege sind ganz wichtige Bausteine für eine Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs“, ergänzt Fischer. Was das KFH darüber hinaus als Arbeitgeber mit seinem gut ausgebildeten Team und der angenehmen Arbeitsatmosphäre tun könne, werde getan. Jasmin Berghaus, neue Leiterin Sozialer Dienst und Tagespflege im KFH, erläuterte König die aktuelle Situation, bei der noch Luft nach oben sei. Die Kapazitätsgrenze bei der Tagespflege sei noch nicht erreicht, sagte Berghaus, „12 Tagesgäste könnten wir aufnehmen, die sind es derzeit aber nicht. Wir müssen dauerhaft dafür werben und pflegenden Angehörigen signalisieren, dass wir unsere Gäste abholen und wieder nach Hause bringen. Der Fahrdienst dürfte für viele eine wichtige Entscheidungshilfe sein, offenbar ist das aber noch zu wenig bekannt“, sagt Berghaus, die hier auch auf werbende Unterstützung durch die Stadt Kronberg hofft. An dem Treffen im KFH hat auch Angelika Hartmann, Fachbereichsleiterin Soziales im Kronberger Rathaus, teilgenommen. Sie sagte, ihr sei es wichtig, dass pflegende Angehörige, die vor der Frage stehen, welche Art der Pflege für ihre Senioren die bessere ist, Unterstützung durch zielgerichtete Beratung erfahren. Dabei sollten die zu Pflegenden in die Entscheidung so weit wie möglich eingebunden werden, „Loszulassen“ sei aber auch für viele Angehörige ein Problem, das sich bei entsprechender Beratung aber lösen lasse. „Solch tiefgreifende Veränderungen sind immer schwierig und erfordern Empathie und Feingefühl“, sagte Hartmann. Matthias Kulessa ist seit Oktober Einrichtungsleiter des KFH, und sieht den finanziellen Aspekt als einen ganz entscheidenden, wenn es um das Thema Tagespflege geht: „Viele pflegende Angehörige brauchen was Tagespflege anbelangt noch Aufklärung und Beratung. Viele haben Angst vor den Kosten, wissen aber gar nicht, dass die Krankenkassen Entlastungszahlungen an aktuell vier bis sechs Tagen, an denen Tagespflege in Anspruch genommen wird, leisten.“
Bildtext: Kronbergs Bürgermeister Christoph König und die städtische Sozialamtsleiterin Angelika Hartmann informierten sich im Kaiserin-Friedrich-Haus bei Jasmin Berghaus, Leiterin Sozialer Dienst und Tagespflege, KFH-Geschäftsführer Sebastian Fischer und Einrichtungsleiter Daniel Kulessa (v.li.) über die Angebote in der Tagespflege im KFH. Foto: DRK-Pressestelle