Sigrid Bohrmann hat geholfen, Demenz die gesellschaftliche Stigmatisierung zu nehmen
Als Helferin im „Café Rotkehlchen“ geht sie nach 13 Jahren in den Ruhestand. Die eine geht in den Ruhestand, die andere ist gerade dabei, eine neue ehrenamtliche Aufgabe zu finden: Sigrid Bohrmann hat 13 Jahre lang zunächst auf haupt-, dann ehrenamtlich im „Café Rotkehlchen“ mit demenziell erkrankten Menschen gearbeitet. Jetzt wurde sie vom DRK-Kreisverband und dem Kollegium in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Neu hinzugekommen ist als freiwillige Helferin Ina-Maria Kreber. Sie wurde herzlich willkommen geheißen.
Sigrid Bohrmann gehörte beim Aufbau des „Café Rotkehlchen“ zwar nicht zu den „Müttern der allerersten Stunde“, aber zu denen der zweiten und zählt damit immer noch zu den Mitbegründern der Senioreneinrichtung des DRK-Kreisverbandes, die sich an Menschen mit demenziellen Erkrankungen wendet. Jetzt sagte sie nach fast genau 13 Jahren zunächst hauptamtlicher, später dann ehrenamtlicher Arbeit für die Senioren zum Abschied „Servus“. Fröhlich erinnerte sie bei der kleinen Abschiedsfeier im „Café Rotkehlchen“ zu ihren Ehren an viele schöne Stunden und berührende Begegnungen mit den alten Menschen. Deshalb falle das Aufhören auch ein wenig schwer. Dennoch freue sie sich jetzt erst einmal auf viel freie Zeit, die sie zum Teil auch mit Reisen verbringen wolle. Die Arbeit im „Café Rotkehlchen“ habe ihr stets viel Freude bereitet, sogar so viel, dass sie nach einem erfolgreichen Berufsleben in der Immobilienbranche noch einmal die Schulbank drückte, um Alten- und Krankenpflege zu lernen. Das habe ihr später den Zugang zu den unter Demenz leidenden Menschen sehr erleichtert. Das „Café Rotkehlchen“ sei mit seiner Barrierefreiheit und dem sehr niederschwelligen Angebot der perfekte Rahmen, sagte sie.
Zum Abschied gab es vom stellvertretenden Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, Sebastian Fischer, Blumen und Wein, aber auch lobende und dankende Worte, denen sich der „Café Rotkehlchen“-Gastgeber Jens Berger nur anschließen konnte. Berger hat vor einigen Jahren die Verantwortung für das „Café Rotkehlchen“ von Sigrid Bohrmann, die bis dato so etwas wie das Gesicht der Einrichtung war, übernommen und hat das Angebot Bohrmanns, weiter als Helferin dabei zu bleiben, natürlich liebend gerne angenommen.
Sebastian Fischer dankte Sigrid Bohrmann für die vielen Jahre, in denen sie mit großem persönlichem Engagement und Empathie entscheidend dazu beigetragen habe, das „Café Rotkehlchen“ zu einem Erfolgsprojekt zu machen. In dieser Form sei es mit seinem niederschwelligen Angebot, das einerseits den von Demenz betroffenen Menschen Freude bringe, dabei aber auch die pflegenden Angehörigen, die sie in der Gruppe gut aufgehoben und abwechslungsreich beschäftigt wissen, ein Stück weit entlastet, in Bad Homburg immer noch ein Alleinstellungsmerkmal. Für den DRK-Kreisverband, der 2024 mit all seinen Geschäftszweigen in eine neue Immobilie im Gewerbegebiet umziehen und damit auch den Standort mit der Begegnungsstätte in der Kaiser-Friedrich-Promenade aufgeben werde, stehe bereits jetzt fest, dass das „Café Rotkehlchen“ bestehen bleiben und in der Innenstadt eine neue Heimat finden wird. Es gebe bereits entsprechende Gespräche und man komme dem Wunsch der Stadt Bad Homburg, diesem Betreuungsformat eine Zukunft zu geben, sehr gerne nach. Fischer sagte, das „Café Rotkehlchen“ habe großen Anteil daran, dass demenzielle Erkrankungen heute Teil einer modernen Gesellschaft sind und ihre frühere Stigmatisierung hinter sich gelassen haben. Auch Bormann sagte, Demenz habe weder etwas mit Bildung, noch mit beruflicher oder gesellschaftlicher Stellung zu tun, „es kann buchstäblich jeden von uns treffen“.
Dass jedem Abschied auch ein Anfang innewohnt, konnte Jens Berger bei der kleinen Feier für Sigrid Bohrmann mit Freude feststellen. Zum einen freue er sich schon darauf, wenn die scheidende Kollegin künftig immer mal wieder im „Café Rotkehlchen“ vorbeischaut. Zum anderen aber sei er sehr froh, mit der Bad Homburgerin Ina-Maria Kreber eine neue ehrenamtliche Helferin begrüßen zu können. Sie sei durch einen Bericht in der Zeitung auf das „Café Rotkehlchen“ aufmerksam geworden und habe sich gedacht, dass es für sie Sinn machen könnte, sich zu engagieren, sagte sie. Als Jungruheständlerin habe sie nun ja Zeit, die sie gerne sinnvoll nutzen wolle, deshalb habe sie auch gleich die vom DRK angebotene Schulung für die Arbeit in der Demenzbetreuung gebucht. Kontakt mit der Seniorenarbeit des DRK habe sie bereits in ihrer Heimat, dem Saarland gehabt, erzählte sie.
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Das Team des „Café Rotkehlchen“ sagt zum Abschied „Danke“: Jens Berger, Pascal Hagenah, Sigrid Bohrmann, Katia Marx, Sebastian Fischer, Ina-Maria Kreber und Renate Marx (v.li.) Foto: DRK Pressestelle