Hilfe vom DRK, mal ohne Blaulicht
„Zum Römer“-Brandopfer Martina und Kurt Mehler haben in der Kita neue Bleibe gefunden Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität sind die sieben Grundsätze der Internationalen Rotkreuzbewegung, gleichsam Spiegelstriche der Hilfsbereitschaft, zu der es auch gehört, durch Katastrophen in Not geratenen Menschen zu helfen. So wie es Martina und Kurt Mehler ergangen ist, die nach dem schrecklichen Brand in der Bad Homburger Altstadt von einem Tag auf den anderen obdachlos geworden sind. Martina Mehler hat dabei auch ihren Kosmetikladen an die Flammen verloren. Inzwischen kann sie aber schon wieder lachen, denn das DRK hat ihr eine Bleibe in den ehemaligen Räumen der Kita „Spatzennest“ zur Verfügung gestellt.
Der 17. September hat sich tief in das Gedächtnis von Martina und Kurt Mehler eingebrannt, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es war der Tag, an dem ihre Existenz in Flammen aufgegangen ist. Viel ist in der Tat nach dem katastrophalen Brand in der Elisabethenstraße von dieser Existenz nicht geblieben, außer vielen Erinnerungen, die die beiden Eheleute mitgenommen haben aus den gut 50 Jahren, in denen Kurt Mehler das von seinem Vater und Großvater übernommene Traditionsgasthaus „Zum Römer“, zu dem untrennbar seit 30 Jahren auch die in Bad Homburg Kultstatus genießende Whisky-Bar „Null Zwo“ gehörte, betrieben hat. Ehefrau Martina, gelernte Kosmetikerin, hatte in dem Haus ihren „Kosmetik- und Fußpflegeladen“, wie sie das Lädchen, das ein paar Straßen weiter wohl „Beauty-Salon“ heißen würde, liebevoll und bescheiden nennt, betrieben. All das ist an diesem schrecklichen Tag im September, ausgelöst durch einen technischen Defekt, verbrannt, einschließlich der Wohnung im Obergeschoss, in der die beiden seit vielen Jahren gewohnt haben. „Ich weiß es noch genau, wir saßen beim Frühstück, als das Feuer ausbrach und sich rasend schnell in dem alten Haus ausbreitete“, erinnert sich Martina Mehler an den Moment, ab dem sie und ihr Mann schlagartig praktisch vor dem Nichts standen. Dieser Zustand sollte allerdings nicht sehr lange anhalten. Eine Kundin von Martina Mehler, Gabi Stamm, Leiterin der vom DRK-Kreisverband Hochtaunus betriebenen Kindertagesstätte Spatzennest, bekam die Notlage der Mehlers natürlich mit. Sie hatte die Idee, Martina Mehler einen Teil der Räumlichkeiten der Kita, die im Frühjahr nach der Aufgabe des Standortes an der Kaiser-Friedrich-Promenade in ein Übergangsquartier in Dornholzhausen umgezogen ist, zur Verfügung zu stellen, damit sie dort ihr Kosmetiklädchen weiterbetreiben kann. Matthias Stange, Leiter Zentrale Dienste beim DRK-Kreisverband, musste nicht lange überlegen: „Super Idee. Die Räume standen ohnehin leer, toll, wenn wir auf diese unkomplizierte Art helfen können“, sagte er, schränkt aber zugleich auch ein, dass es sich nur um eine Übergangslösung handeln kann. Martina und Kurt Mehler wissen das, hoffen aber, dass noch etwas Zeit ist, bis sie wieder packen müssen. Vielleicht sind dann ja auch der „Römer“, das „Null Zwo“ und der Laden wieder aufgebaut, denn nichts anderes haben die beiden Eheleute vor: „Klar, wir werden alles wieder so aufbauen, so wie es war. Entweder können die Außenwände stehen bleiben, das entscheidet sich in den nächsten Tagen, oder wir fangen ganz von vorne an“, sagt Martina Mehler, die diesen selbstgewählten Auftrag, dem Schicksal die Stirn zu bieten, tagtäglich vor Augen hat. Durch die gläserne Ladentür, den früheren Eingang zur „Grünen Gruppe“ der Kita, kann sie die nur einen Steinwurf entfernte, eingerüstete Brandruine nämlich sehen. Inzwischen bricht ihr dabei auch nicht mehr das Herz, „ich bin sehr oft drüben auf der Baustelle und das hilft mir auch, mit der Katastrophe abzuschließen, schließlich haben wir ja noch einiges vor“, lacht sie. Wenn alles klappt, könnte es in zweieinhalb Jahren schon so weit sein.
Im Kosmetikladen „Na Luna“ ist es nach mehrwöchiger Renovierung schon wieder richtig gemütlich. Die Einrichtung ist größtenteils neu, „wir konnten nur zwei Tische und einen Spiegel retten, die sind natürlich mit umgezogen“, sagt sie. Ansonsten ist fast wieder alles wie vorher. Die Kundschaft ist Martina Mehler treu geblieben und viele Damen finden es sogar prima im neuen Domizil, es gibt nämlich Parkplätze. In dem Laden wird jedoch nicht nur gearbeitet, hier kommen die Kunden auch einfach so vorbei, auf einen kleinen Plausch. Und für Labrador „Scotty“ fällt dabei auch die eine oder andere Streicheleinheit ab. „Viele meiner Kunden freuen sich, dass es weiter- und irgendwann auch wieder zurückgeht, und sie finden es toll, dass das DRK in dieser Weise helfen konnte, auch wenn es nur eine Übergangslösung ist“, zeigen sich Martina und Kurt Mehler gegenüber Matthias Stange herzlich dankbar. „Ohne diese spontan realisierte Möglichkeit würden wir heute noch vor dem Nichts stehen und praktisch auf der Straße stehen, so aber haben wir eine wunderbare Perspektive, es geht weiter“, hoffen die Mehlers, schon bald wieder auf der Baustelle schräg gegenüber die Ärmel hochkrempeln zu können…
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Es ist zwar nur eine Übergangslösung, von der niemand weiß, wie lange sie dauern wird, aber Martina und Kurt Mehler sind Matthias Stange (Mitte), stellvertretend für den DRK-Kreisverband Hochtaunus, sehr dankbar, dass schon bald nach dem großen Altstadtbrand der dabei zerstörte Kosmetikladen „Na Luna“ von Martina Mehler in den leerstehenden Räumen der nach Dornholzhausen umgezogenen Kindertagesstätte „Spatzennest“ neu eröffnet werden konnte. Labrador „Scotty“ fühlt sich in Erwartung vieler Streicheleinheiten von Kunden schon ganz zuhause. Foto: DRK-Pressestelle