Die Pflege – für Menschen mit Empathie ein Traumberuf
Die Zeiten wandeln sich und mit ihnen wandeln sich die Berufsbilder, auch im Pflegebereich. Die Menschen werden immer älter, was stetige Anpassung an die wachsenden Bedürfnisse und Anforderungen nötig macht. Die Zusammenfassung der drei ehedem selbstständigen Alten-, Kranken- und Kinderpflegeberufe zu dem generalisierten Berufsbild der „Pflegefachkraft“ ist die Reaktion auf diese Entwicklung. Das Deutsche Rote Kreuz im Hochtaunuskreis ist sowohl im stationären Bereich mit dem Altenwohn- und Pflegeheim Kaiserin-Friedrich-Haus in Kronberg, als auch mit dem ambulanten Pflegedienst in Bad Homburg Teil dieses Systems im Ausbildungsmodul Altenpflege. Das DRK sitzt damit gewissermaßen zwar an der Quelle, leidet aber trotzdem unter dem aktuellen Pflegenotstand.
Eine älter werdende Gesellschaft und die damit verbundene längere geistige und körperliche Fitness der Senioren – die Berufe der Alten- und Krankenpflege müssen sich diesem Trend permanent durch stetige Weiterentwicklung anpassen, zumal auch die Ansprüche der Senioren an Pflege wachsen. „Gerade das macht unseren Beruf sehr anspruchsvoll, aber auch sehr attraktiv – bei uns gleicht kein Tagesablauf dem anderen, ich finde, dass das sehr vielen jungen Leuten, aber auch Quersteigern, die auf der Suche nach einem erfüllenden, abwechslungsreichen Beruf sind, nicht so recht bewusst ist – daran sollten wir arbeiten, wir brauchen den Nachwuchs“, sagen unisono sowohl Kathrin Ehrlein, Pflegedienstleiterin im DRK-Altenwohn- und Pflegeheim Kaiserin-Friedrich-Haus in Kronberg (KFH) und dort auch für das Qualitätsmanagement zuständig, als auch Cathleen Spieß, Teamleiterin der Praxisanleitung des ambulanten Pflegedienstes in Bad Homburg. Das Image der Pflegeberufe, die lange als Alten-, Kinder- und Krankenpflege jeweils getrennt voneinander gelehrt wurden, seit 2020 aber „generalisiert“ in nur einem Ausbildungsgang, habe sich seitdem wegen der Flexibilisierung, der größeren Durchlässigkeit und der Möglichkeit der Spezialisierung zwar verbessert. Am Pflegenotstand, den auch das KFH spürt, habe das bislang aber wenig geändert, sagt Ehrlein. Mit 90 Mitarbeitern habe das KFH zwar einen sehr hohen Betreuungsschlüssel, der es erlaube, den Bewohnerinnen und Bewohnern ein Höchstmaß an altersgerechter Pflege zu bieten, müsse dabei aber bereits auf externe Zeitarbeitskräfte zurückgreifen. „Drei Fachkraftstellen könnten wir sofort besetzen und von unseren fünf Ausbildungsplätzen ist momentan leider auch nur einer besetzt“, hofft Ehrlein, dass sich das mit Beginn des nächsten Ausbildungsjahres im April 2023 ändert und es bis dahin gelingt, die Jugend für die Pflege zu begeistern, ihr aufzuzeigen, wie groß die Karrierechancen sind, aber auch dass sich Bezahlung und Arbeitsbedingungen verbessert haben, später im Beruf, aber auch bereits in der Ausbildung, „wir bewegen uns bei den Ausbildungsvergütungen sogar im oberen Segment“, so Ehrlein.
Das DRK Hochtaunus bildet im Kaiserin-Friedrich-Haus, als auch im ambulanten Pflegedienst in Bad Homburg selbst junge Berufsanfänger, aber auch Quereinsteiger im Rahmen der Generalistik in der stationären und ambulanten Pflege aus, steht dabei aber auch in enger Kooperation mit Kliniken im Umkreis, wo die Auszubildenden praxisbezogene Schulungen in der Kranken- und Kinderkrankenpflege, sowie der Psychiatrie erhalten. Umgekehrt entsenden andere Ausbildungsbetriebe im Rahmen der Generalistik ihre Auszubildenden in stationäre und ambulante Altenpflegeeinrichtungen, wo sie ihre praktische Ausbildung in der Altenpflege erhalten, sowohl stationär, als auch ambulant.
„Der Markt in unserem Berufsspektrum wächst ohne Ende und bietet kontaktfreudigen Menschen, die gerne mit Senioren arbeiten und über die nötige Empathie verfügen, im stationären und ambulanten Bereich allerbeste Chancen“, sagt Cathleen Spieß. Spieß ist examinierte Krankenschwester und hat sich im Verlauf der Jahre auf die Praxisanleitung in der Pflege spezialisiert. Gerade in ihrer Leitungsfunktion fährt sie immer noch auch selbst „mit raus“, um den direkten Kontakt zu den Menschen nicht zu verlieren, aber auch, weil nur am Klienten die Praxisanleitung tatsächlich praktisch umgesetzt wird. Für sie muss Alten- und Krankenpflege, stationär wie ambulant, immer auf Augenhöhe, nie von oben herab, erfolgen und von Wertschätzung getragen sein. Diese Motivation versuche sie den Auszubildenden, aber auch den ausgelernten Kolleginnen und Kollegen zu vermitteln. „Dabei fordert und fördert die Tätigkeit lösungsorientiertes und vor allem eigenverantwortliches Handeln. Man ist zwar Teil eines Pflegeteams, das sich gegenseitig unterstützt und das einen zugehörig fühlen lässt, in der ambulanten Pflege fährt man beispielsweise jedoch die Tour als Pflegefachkraft am Ende meistens alleine. Man hat also keinen Chef oder keine Chefin, die einem ständig auf die Finger guckt“, stellt Spieß die Besonderheit des alltäglichen Arbeitens in der Pflege heraus.
Auch bei Birte Kavin Njamsi heißt es „einmal Traumberuf, immer Traumberuf“. Sie ist seit 2001 examinierte Altenpflegerin und kam 2019 ins KFH-Team, wo sie in der Tagespflege eingesetzt ist: „Schon als Jugendliche wollte ich alte Menschen betreuen. Mein Opa wurde damals zuhause von einer super netten Pflegefachkraft so liebevoll gepflegt, da war es um mich und meinen Berufswunsch geschehen“, lacht sie. Für sie bedeutet Altenpflege bei weitem nicht nur Körperpflege, sondern zu einem erheblichen Teil auch Kommunikation mit den Seniorinnen und Senioren, „von denen wir Jüngeren so viel lernen können, auch für uns selbst“.
Auch KFH-Pflegedienstleiterin Kathrin Ehrlein kann sich keinen anderen Beruf für sich vorstellen. Sie hat noch ganz klassisch Altenpflegerin gelernt, die Ausbildung dann nach einem Pflegemanagement-Studium mit dem Bachelor-Titel abgeschlossen, der sie zur Pflegedienstleitung qualifiziert. „Mein Wunsch war es schon immer, alte Menschen zu betreuen und ihnen einen angenehmen, selbstbestimmten Lebensabend zu ermöglichen. Wichtig war und ist es mir dabei, möglichst lange Zeit mit diesen Menschen verbringen und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufbauen zu können“, sagt sie. Das gehe eben nur in der stationären und der ambulanten Altenpflege und nicht in der Klinik, wo die Verweildauer der älteren Patienten meist von eher kurzer Dauer ist.