Alter schützt vor Spieltrieb nicht. Im Gegenteil
Im „Café Vicky“ gibt es immer noch freie Tische, einer jedoch ist stets besetzt, der „Care Table“ Schon mal blitzschnell im Dutzend Frösche versenkt oder eine Kokosnuss mit nur einem Finger in zwei Hälften geteilt? Im Kaiserin-Friedrich-Haus in Kronberg geht das jetzt. Ein neues Spiel- und Spaßgerät macht’s möglich. Der „Care Table“, ein riesengroßes Tablet mit 120 seniorengerechten vorinstallierten Apps und ebenso vielen Spiel-, Rate- und Informationsmöglichkeiten, sorgt dafür. Das 9000 Euro-Gerät wurde dem KFH von der Rind’schen Bürgerstiftung gespendet, ist aber nicht nur zum Spielen da, es hat durchaus auch therapeutischen Nutzen beim Trainieren der grauen Zellen.

Rahn schießt Deutschland in den WM-Himmel 1954, „Bonanza“ und die „Schwarzwaldklinik“ flimmern über dem Bildschirm, oder der Mond wird erstmals bestiegen - bei den Bewohnern des Kaiserin-Friedrich-Hauses werden da Erinnerungen wach, das kennen sie noch von früher. Und auch von Schach oder „Mensch ärgere dich nicht“ ist noch alles auf Knopfdruck da. „Care Table“ heißt das Gerät, um das sich seit ein paar Wochen die älteren Herrschaften regelrecht scharen. Und wenn sie nicht in alten TV-Erinnerungen schwelgen, dann quizzen sie, spielen „Frösche versenken“ oder „Stadt, Land, Fluss“. Ermöglicht wurde dieser Spiel- und Wissensspaß durch die dem KFH seit vielen Jahren eng verbundene Rind’sche Bürgerstiftung und ihrem Vorsitzenden Dieter Homberg, der in früheren Jahren sogar Schatzmeister des DRK-Kreisverbandes war und deshalb auch weiß, dass dort Spenden immer hochwillkommen sind. 9000 Euro hat das XXL-Tablet gekostet und Homberg sagte jetzt bei der offiziellen Übergabe im Beisein von DRK-Kreisverbandspräsident Jürgen Banzer, es sei ihm ein besonderes Anliegen gewesen, die Stiftung gerade von diesem Gerät zu überzeugen, da es in der Lage sei, den Geist älterer Menschen, aber auch deren Fingerfertigkeit in Schwung zu halten, das Ganze auch noch zu zweit, zu dritt oder zu viert. Auch Banzer zeigte sich von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des „Care Table“ begeistert, zumal das Gerät den Faktor Spiel und Spaß auch mit einem therapeutischen Ansatz verbinde.
Ursula Weyer und Inge Resch, zwei betagte Damen, lieben es zum Beispiel, gemeinsam zu quizzen. Dabei lässt sich Inge, die kaum noch etwas sieht, von ihrer Freundin Ursula die Fragen vorlesen und muss dann nur noch auf die farbigen Felder auf dem Bildschirm drücken. Bingo! Das Gerät ist so konstruiert, dass es wie eine Schultafel schräg gestellt, aber auch für Schach und andere Brettspiele waagerecht ausgerichtet werden kann. Es lässt sich so positionieren, dass auch Rollstuhlfahrer an ihm spielen und lernen können und sogar in die einzelnen Wohngruppen kann es geschoben werden, damit auch weniger mobile Bewohner ihren Spaß damit haben können. Einrichtungsleiter Matthias Kulessa, Pflegedienstleiterin Kathrin Ehrlein und Tagespflegechefin Jasmin Berghaus möchten manchmal am liebsten selbst mitspielen und freuen sich über den Riesenspaß, den nicht nur die alten Leute mit dem „Care Table“ haben, auch die Enkel der Bewohner freuen sich nicht nur darauf, Opa und Oma zu besuchen… „Frösche platzen lassen macht unseren Senioren am meisten Spaß“, lacht Matthias Kulessa. Dabei müssen auf dem Bildschirm durcheinanderhüpfende grüne Frösche mit einem Finger berührt werden, damit sie untergehen. Haben sie einen Hut auf, braucht es drei Berührungen, mit Ritterhelm sogar drei. Da heißt es beim Punktesammeln schnell reagieren. In der Abteilung „Köpfchen“ gibt es verschiedene Fragenpakete in den Bereichen Geschichte, Deutschland, Länder, Städte und Allgemeinwissen und unter „Medien“ lassen sich auch tagesaktuelle Nachrichten abrufen, oder das Wetter auf Langeoog, wo man früher Familienurlaube verbracht hat…
Auch KFH-Geschäftsführer Sebastian Fischer freut sich über den „Care Table“, der sich mehr und mehr zum Renner entwickelt und dabei noch weitere Zusatznutzen hat: So kann über eine der über 120, ständig aktualisierten Apps sogar bei der „Bring-Liesel“, einem Online-Bestellservice speziell für Pflegebedürftige, eingekauft werden, und wer will, kann mit dem „Care Table“ auch mit seinen Angehörigen daheim telefonieren, in voller Lebensgröße.
Der „Care Table“ ist letztendlich nichts anderes als ein großer Touchscreen. Er ermöglicht es den ihn nutzenden Senioren, bei intuitiver Bedienung Bilder zu malen, Spiele zu spielen, gemeinsam Erinnerungen auszutauschen und Biografiearbeit zu leisten. Ein Programm lässt es zum Beispiel zu, Herkunfts- und Herzensplätze, Geburtsorte oder frühere Urlaubsziele auf dem Bildschirm zu besuchen. Im Kaiserin-Friedrich-Haus ist man sich einig, dass der „Care Table“ den Bewohnern ein Stück Selbstbestimmung zurückgibt und somit auch von hohem therapeutischem Nutzen ist.
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Offizielle Übergabe des „Care Tables“ an das Kaiserin-Friedrich-Haus im Beisein von KFH-Geschäftsführer Sebastian Fischer, Pflegedienstleiterin Kathrin Ehrlein, Dieter Homberg von der Rind’schen Bürgerstiftung, Einrichtungsleiter Matthias Kulessa, DRK-Präsident Jürgen Banzer, Tagespflegeleiterin Jasmin Berghaus und Pflegedienstmitarbeiterin Sabina Peter (v.re.), vorne am Spieltisch die Bewohnerinnen Ursula Weyer und Inge Resch. Foto: DRK-Pressestelle