"Alle Neune" - wie früher, nur draußen
Beim Sommerfest im KFH wurde die neue Kegelbahn eingeweiht Es ist eine Präzisionssportart, bei der ein Spieler von einem Ende einer glatten Bahn aus mit kontrolliertem Schwung eine Kugel ins Rollen bringt, um die am anderen Ende der Bahn aufgestellten neun Kegel umzulegen - Kegeln. Bei der Freizeitgestaltung spielt das Umschubsen von meist aus Holz oder Kunststoff bestehenden Figürchen heute kaum noch eine Rolle - im Kaiserin-Friedrich-Haus, dem Alten- und Pflegeheim des DRK-Kreisverbandes, ist das seit Mittwoch jedoch anders: Es dauerte nur wenige Minuten, bis es "Alle Neune" hieß. Die neue Freiluftkegelbahn war eingeweiht, das Geräusch der rollenden Kugel und das beim Umfallen der Kegel typische Klackern sorgten bei den Bewohnern für ein Déjà-vu.
Die Älteren erinnern sich noch gerne daran: Früher gehörte Kegeln zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen – es förderte die Geselligkeit, machte Spaß und gesund war es auch noch. Alles vorbei? Nicht ganz, im Kronberger Kaiserin-Friedrich-Haus, dem Alten- und Pflegeheim des DRK-Kreisverbandes, kann ab sofort wieder gekegelt werden. Rechtzeitig zum Sommerfest am Mittwoch konnte im „Garten der Sinne“ die neue „Out-Door“-Kegelbahn in Betrieb genommen werden. Für viele Bewohner, die es gar nicht abwarten konnten, wie früher „eine ruhige Kugel zu schieben“, dürfte es wie ein Déjà-vu gewesen sein. Einrichtungsleiter Matthias Kulessa-Bartnitzki freute sich, die neue Attraktion gemeinsam mit dem stellvertretenden Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, Sebastian Fischer, Dieter Müller vom Heimbeirat und Günther Keil, der die Anlage gemeinsam mit seinem Bruder Udo gebaut hat, mit den Worten „Bewegung verbindet“, was auch das Motto des diesjährigen Sommerfestes im „KFH“ war, einweihen zu können. Die Kegelbahn sei ein „Riesenprojekt“, das nur mit Unterstützung vieler, darunter der Thäler Kerbeverein, aber auch die Rind’sche Bürgerstiftung und die frühere Heimleiterin Irmgard Böhlig, sowie viele private Spender, möglich gemacht worden sei. Einen besonderen Dank richtete Kulessa-Bartnitzki an die Brüder Udo und Günther Keil, die die Bahn mit ihrem Gartenbaubetrieb ins Werk gesetzt hatten. Sie seien jetzt wohl weit und breit die ersten Garten- und Landschaftsbauer, die eine Kegelbahn gebaut haben. Das sei gar nicht so einfach gewesen, habe sich der mit Bauschutt durchsetzte Untergrund doch als sehr störrisch erwiesen. Der KFH-Chef ermutigte die Bewohner des Pflegeheims, rege von den in einer Kiste bereitgehaltenen Kegel und Holzkugeln Gebrauch zu machen und schon mal zu üben. Geplant sei nämlich ein Vergleichswettkampf mit anderen Kronberger Pflegeeinrichtungen. Die Senioren, teils im Rollstuhl oder mit Rollator, ließen sich das nicht zweimal sagen. Es bildete sich sogar eine kleine Schlange. Nur nur wenige Minuten, und die Kegel purzelten mit großem Hallo „alle Neune“ ins Kiesbett.
Es war einmal mehr ein sehr fröhliches Sommerfest, zu dem Heimleitung und DRK-Kreisverband die Bewohner und ihre Familien eingeladen hatten. Allerdings hatten in der Nacht zuvor heftige Gewitterschauer die Vorfreude getrübt, „unsere Pavillons sind weggeflogen, wir hatten schon entschieden, alles nach drinnen zu verlegen“, lachte Matthias Kulessa-Bartnitzki, denn rechtzeitig zum Beginn der Feier war alles wieder ganz anders, sodass das Fest doch noch bei Sonnenschein draußen stattfinden konnte.
Sebastian Fischer hatte das Sommerfest verbunden mit einem großen Dank an das Team von Pflegedienstleiterin Kathrin Ehrlein und Jasmin Berghaus, Leitung Sozialer Dienst und Tagespflege, eröffnet. Sie gestalteten nicht nur den Pflegealltag im KFH, sondern auch Feste wie dieses immer wieder mit „tollen Ideen und Herzblut“ so, dass sich die Bewohner gut aufgehoben fühlen. Viele ehrenamtliche Helfer hätten ebenfalls zum Gelingen des Sommerfestes beigetragen. Fischer begrüßte die im großen Festsaal zusammengekommenen Bewohner zwar im Namen des DRK-Kreisverbandes, sagte aber, dass es eigentlich umgekehrt sein sollte: „Sie müssten uns begrüßen, denn wir vom DRK sind hier Gäste, schließlich sind wir in Ihrem Zuhause“, sagte Fischer. Dass die Atmosphäre im Kaiserin-Friedrich-Haus so sei wie sie sei, hänge maßgeblich vom von großer Empathie getragenen Engagement aller Mitarbeiter ab, was von den Bewohnern, aber auch ihren Angehörigen so sehr geschätzt werde. Immer wieder gebe es sehr positive Rückmeldungen, die zeigten, dass das Pflegekonzept der Einrichtung offenbar maßgeschneidert zu den Bedürfnissen der Bewohner passt. Eine Mitarbeiterbefragung habe das noch einmal bestätigt.
Stammgast bei den Sommerfesten im KFH ist stets auch Brigitte Möller, die Vorsitzende des Fördervereins der Alzheimer-Stiftung, diesmal sogar in Doppelfunktion als Mitglied des Kronberger Magistrats. Sie musste Bürgermeister Christoph König vertreten, der auf der Thäler Kerb unabkömmlich war. Möller erinnerte an die von der Kaiserin Friedrich 1899, also vor 125 Jahren, initiierte Gründung des zunächst als Hospital genutzten, dann aber zum Alten- und Pflegheim umgewidmeten Hauses. Den 29. September als Tag der Grundsteinlegung habe die Kaiserwitwe mit Bedacht gewählt, es sei ihr Verlobungstag gewesen. In den Folgejahren habe sich das KFH zum Herzstück der sozialen Verantwortung in Kronberg entwickelt. Sie freue sich schon sehr auf das Jubiläum im Herbst, das auch ein Doppeljubiläum sei. Der Förderverein der Alzheimer-Stiftung feiert in diesem Jahr nämlich ebenfalls Geburtstag, den 25.. Der Verein betreue das KFH seit vielen Jahren als Förderprojekt, der „Garten der Sinne“, das im letzten Jahr übergebene Hochbeet, aber auch die regelmäßigen Gastspiele eines mobilen Streichelzoos und des „Huhnmobils“ seien wichtige Punkte auf der Agenda des Fördervereins, der sich dabei auch auf die Hilfe durch die Rheinberger-Stiftung und die Dingeldein-Stiftung stützen könne, sagte Möller.
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Irmgard Böhlig, die frühere Leiterin des Kaiserin-Friedrich-Hauses, war eine der ersten, die auf der neuen Freiluftkegelbahn im Garten der Sinne „eine ruhige Kugel“ schoben, deren Verlauf von DRK-Vize-Geschäftsführer Sebastian Fischer, Heimleiter Matthias Kulessa-Bartnitzki und Jasmin Berghaus, Leitung Sozialer Dienst und Tagespflege, mit Spannung verfolgt wurde. Bahnerbauer Günther Keil (re.) steht als Wiederaufbauhelfer schon bereit. Foto: DRK-Pressestelle